Blende und Zeit

Neben der Verschlusszeit ist die Blende die wichtigste Einstellung der Kamera. Beides hängt unmittelbar miteinander zusammen. In diesem Kapitel wird zunächst auf die Blende eingegangen, danach gehen wir auf die Verschlusszeit ein.

Zur Mechanik:

Die Blende ist meist ein hochwertiges mechanisches Element. Bei hochwertigeren Kameras sind es feine, dünne Metall-Lamellen die kreisförmig angeordnet sind.

geöffnete Blende (1,4) zum Teil geschlossene Blende (11)
AF Nikkor 50 mm 1:1,4D - links: Blende 1,4, rechts: Blende 11

Die Blende kann entweder per Menü oder am Objektiv mit dem Blendenring verstellt werden. Bei digitalen Kameras wird am Objektiv der Blendenring auf die größtmögliche Blende eingestellt, verriegelt und dann per Kameramenü geregelt.

Wie in den beiden Aufnahmen des Objektives oben zu sehen ist bezeichnet die Blende also die Öffnung des Objektivs, durch die hindurch das Licht einfällt. Durch das verstellen der Blende wird demnach die einfallende Lichtstärke geregelt.

Oft wird gerade von Anfängern angenommen, dass eine große Blendenzahl auch eine große Blendenöffnung bedeutet. Es ist aber gerade anders herum.

Die Blende wird als dimensionslose Blendenzahl angegeben, die aus dem Verhältnis von Brennweite zu Öffnungsweite des Objektivs errechnet wird. Als Blendenreihe bezeichnet man eine Reihe von Blendenwerten, die jeweils die doppelte Menge Licht einlassen. Die jeweils benachbarten Werte stehen im Verhältnis 1:1,4 (Wurzel aus 2).

Blendenreihe: 1,0 – 1,4 – 2,0 – 2,8 – 4,0 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – 45

Hinweis: Bei den digitalen SLRs können auch Zwischenwerte eingestellt werden!

Das bedeutet:

Bei Blende 22, also einer ganz großen Blende ist die Öffnung sehr klein. Es kommt wenig Licht durch.

Bei Blende 1,4 ist die Öffnung sehr groß. Es kommt viel Licht durch.

Eine Abblendung (Verkleinern der Blendenöffnung) von 11 auf 16 (eine Blendenstufe) kommt einer Halbierung des durchgelassenen Lichtes gleich. Ein Aufblenden (Vergrößern der Blendenöffnung) von 4 auf 2,8 bedeutet eine Verdoppelung der Lichtmenge und auf Blende 1,4 sogar eine Vervierfachung.

Die Blende wirkt sich auch auf die Abbildungsleistung eines Objektives aus: Jedes Objektiv, egal wie gut es auch ist, hat mehr oder weniger starke Abbildungsschwächen an den Bildrändern, welche durch die verwendeten Linsen entsteht. Durch mäßiges Abblenden von ca. zwei Blendenstufen werden diese eliminiert, das Bild wird nur noch durch einen Teil der Linsen abgebildet und das Objektiv erreicht seine höchste optische Leistung. Weiteres Abblenden bringt nichts, ab einer gewissen Blende können sogar Beugungserscheinungen auftreten, die wiederum der Bildschärfe schaden.

Lichtstreuung:

Um die Streuung des Lichts zu verdeutlichen, kann man sich eine Öffnung vorstellen, bei der das Licht bei einer kleinen Öffnung eher gebündelt, bei einer großen Öffnung eher gestreut wird. Im oberen Teil des Bildes bei Blende 22 streut das Licht geringer, weil die Blende kleiner ist. Im unteren Beispiel wird eine größere Blende gewählt. Sie bewirkt zwar, dass mehr Licht einfällt, die Streuung des Lichts ist jedoch größer, so dass die Bilder eine geringere Schärfe haben werden.

Streuung bei Blende 22 und Blende 2,8

Mit der Blende kann also nicht nur die Stärke des in das Objektiv einfallenden Lichtes geregelt werden, sondern gleichzeitig auch die Schärfe bzw. die Schärfentiefe des Bildes.

Daraus ergibt sich:

- Je mehr die Blende geöffnet wird, desto kleiner ist die Schärfentiefe
- Je mehr die Blende geschlossen wird, desto größer ist die Schärfentiefe

Es bringt jedoch nicht immer etwas, die Blende möglichst weit zu schließen um eine möglichst hohe Schärfentiefe zu bekommen. Fast alle Objektive sind optisch so gerechnet, dass sie die beste Abbildungsleistung im mittleren Blendenbereich haben.

Faustregel: je kleiner die Blende, desto schärfer das Bild, je größer die Blende, desto weniger Licht ist nötig.

Verschlußzeit:

Die Verschlußzeit ist zusammen mit der Wahl der Blende die wichtigste Stellgröße in der Fotografie. Sie ist zugleich ein Mittel für die künstlerische Gestaltung eines Bildes. So kann sie sehr schnelle Bewegungen einfrieren, sie kann aber auf der anderen Seite auch dafür sorgen, dass durch lange Belichtung eine Art Bewegung ins Bild projiziert wird. Letztlich hängt ebenso die Wahl der Verschlußzeit von der Menge des einfallenden Lichts ab. Vom Prinzip her gilt, je mehr Licht durch die Linse einfällt, desto schneller kann die Verschlußzeit gewählt werden. Je kürzer die Verschlußzeit gewählt werden kann, desto desto schärfer wird auch das Bild. Man strebt also in der Regel kurze Verschlußzeiten an, um eine Verwackelung des Bildes zu vermeiden. Eine Ausnahme gibt es dann, wenn man Langzeitbelichtungen z.B. bei Nacht über künstlerische Effekte erreichen möchte.

Wie bereits erwähnt bewirkt eine Abblendung von 11 auf 16 (eine Blendenstufe) einer Halbierung des durchgelassenen Lichts. Damit jedoch das Foto richtig belichtet wird muss dafür doppelt so lange belichtet werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr des Verwackelns, wenn die Belichtungsdauer zu lang gewählt wird und ohne Stativ gearbeitet wird.

Ein Aufblenden von 4 auf 2,8 bedeutet eine Verdoppelung der Lichtmenge und auf Blende 1,4 sogar eine Vervierfachung. Hier muss nur mit der halben bzw. ¼ der Belichtungsdauer gerechnet werden.

Um ein verwackeln der Aufnahme zu verhindern und scharfe Bilder zu erhalten sollte grundsätzlich ein Stativ verwendet werden. Egal ob die Sonne scheint oder nicht. Da man aber nicht immer sein Stativ zur Hand hat oder eine Ablage für seine Kamera ausmachen kann, gibt es eine Faustregel an die man sich halten sollte.

Faustregel:

Um ein verwackeln des Bildes zu vermeiden, sollten Sie immer eine Verschlußzeit wählen, die schneller ist als der Kehrwert der Brennweite.

Fotografieren Sie also mit einer Brennweite von 50mm, sollte Ihre Verschlußzeit 1/50s oder schneller lauten.